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Montag, 25. Juli 2016

Kritiken und die ewige Beanstandung der Rechtschreibung



Kritiken und die ewige Beanstandung der Rechtschreibung



Als erstes möchte ich betonen, dass ich Kritik ernst nehme, so sehr sie mich auch gelegentlich verletzt.

Aber manchmal nervt es doch, dass in den Rezensionen die Rechtschreibfehler und die Grammatik als so schlimm dargestellt werden, dass es den Inhalt des Buches beeinflusst.

Ich gebe zu, dass ich in Rechtschreibung und Grammatik keine Leuchte bin, aber so grottenschlecht nun auch wieder nicht. Ich lasse zwei Programme durchlaufen, die schon einmal die übelsten Fehler herausfiltern. Einmal das reguläre Korrekturprogramm von WORD und dann nochmals Papyrus-Autor.

Das ist natürlich nicht genug! Eigentlich müsste das ganze Buch noch einmal von Jemanden korrekturgelesen werden. Das ist auch öfters geschehen. Doch meine Korrekturleser lieben gelegentlich die Geschichte zu sehr, oder haben ebenfalls keine Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik.

Das dritte Problem ist die Neue Deutsche Rechtschreibung an für sich! Es gibt mehrere Versionen einer Schreibart, je nachdem welchen Modus man bevorzugt. Das ist schlichtweg unübersichtlich und überfordert mich! Immerhin habe ich weder Germanistik studiert, noch bin ich Deutschlehrer! 

Damit ihr seht, was ich meine mit dem Modus - Prüfstil ...

Das leidige Thema wird dann noch forciert, wenn man da liest -schlecht lektoriert.

Ich würde meine Bücher ja gerne lektorieren lassen. Aber ich bin Indie-Autor und habe nebenbei noch einen Beruf, indem ich mein Geld verdienen muss. Leider ist das nicht so viel, dass ich mir ein professionelles Lektorat leisten kann. Das würde bei meinem ersten Roman, der 302 Normseiten hat (Lektoren rechnen üblicherweise nach Normseiten ab) schlappe 2000.- oder sogar mehr Euro kosten. Sorry, aber das kann ich leider nicht stemmen.

Ich versuche das Selstlektorat gerade im Moment. Der erste Teil wird von mir, mit dem Abstand von einem Jahr nach Neuveröffentlichung, nochmals kritisch überarbeitet. Ich habe schon einige Fehler gefunden … zumeist sind es Tippfehler und Kommas, aber auch inhaltliche Fehler. Ich habe einige Sachen weggelassen, die für die Geschichte unwichtig sind, andere hinzugefügt. Das Ganze muss nun noch in die KINDLE-Vorlage eingefügt werden und da liegt der Hase im Pfeffer, bzw. da kommen die doppelten Abschnitte her.

Aber das dauert alles eine gewisse Zeit und die muss ich mir nebenberuflich nehmen und finden.

Meine eigene und eure Ungeduld hat mir beim dritten Buch „ Je me souviens – Ich erinnere mich“ recht viele Fehler und jede Menge Bockmist eingebracht, weil ich nicht gründlich genug korrigiert habe und mich auf einen Veröffentlichungstermin habe drängen lassen. Also bitte ich um Nachsicht und etwas mehr Geduld.

Danke liebe Leser !

P.S. Wer sich als Probe- oder Korrekturleser berufen fühlt, kann gerne Kontakt zu mir aufnehmen. Vier Augen sehen mehr als zwei!

Autorentag im Outlander Pub





Autorentag im Outlander Pub

Mit Pia Guttenson und unserem Piper auf der Buchmesse in leipzig

 

Willkommen auf meinem Blog liebe Outlander-Fans! 


Wie auch ihr, teile ich die Begeisterung für die Bücher von Diana Gabladon, für ihre Helden Claire und Jamie. In meinem Bücherregal stehen alle Bände, teilweise sogar im Original, in Englisch, dass ich lieber lese, als die Übersetzungen. Oftmals gehen Details unter, die man einfach nicht ins Deutsche herüberbringt, obwohl Barbara Schnell einen sehr guten Job hierbei macht. 

  

Ich teile mit Diana die Begeisterung und das Interesse an Schottland, das ich seit 1992 regelmäßig besuche. Ich liebe das Land und besonders seine Einwohner zu denen ich schon einige Kontakte geknüpft habe, was mir besonders bei der Recherche zu meinen Romanen geholfen hat.

Ich muss dazu allerdings sagen, dass ich Dianan Gabaldons Romane nicht als Vorlage hatte, wie man vielleicht vermutet, da ich ebenfalls eine Zeitreisethematik verwende. Ich begann schon in den frühen achtziger Jahren den ersten Roman zu schreiben, das heißt vor der Wiedervereinigung. Ich habe von Dianas Büchern erst Ende der neunziger gehört und sie gelesen. Das schützt allerdings mich als Schreiberling nicht davor, hier und da, aber völlig unbewusst, Formulierungen und ähnliche Handlungen zu verwenden. Das hat auch Diana einmal in ihrem Kompendium beschrieben.

 
Schaut euch um auf meinem Blog! 

Hier findet ihr einige Interessante Themen, die meine vier Roman betreffen.

Wenn ihr jetzt verwirrt fragt: „Vier Romane?“ Es wird noch einen vierten Teil geben. Arbeitstitel: „Am Rande der Zeit“. 



Es wird der letzte Roman sein, der über meine Zeitreisende Andrea und ihre Familie handelt und in diesem Teil stolpert sie fast über Jamie und Claire in Saratoga …

 Auszug aus Echo der Hoffnung:

65

MEIN HUT, DER HAT DREI ECKEN

7. Oktober 1777

… nun denn, Befehl an Morgan, das Spiel zu beginnen.

General Horatio Gates
JAMIE FRASER HOCKTE AM RAND DES WEIZENFELDES MIT SEINEN MÄNNERN in einem Hain und zielte, so gut er konnte. Es war eines der hitzigsten Scharmützel, die er je erlebt hatte, und der Rauch der Kanonen im Wald trieb in schweren, stickigen Wolken über das Feld. Er sah den Mann auf dem Pferd, seinem Zopf nach ein hochrangiger britischer Offizier. Er wurde von zwei oder drei anderen, ebenfalls berittenen Offizieren begleitet, doch Jamie hatte nur Augen für den einen.

Grashüpfer flüchteten wie Hagelkörner aus dem Weizen, durch das Getrampel vertrieben; eines der summenden Tiere traf ihn an der Wange; er schlug danach, und sein Herz hämmerte, als wäre es eine Musketenkugel gewesen.

Er erkannte den Mann nur an seiner Generalsuniform. Er war Simon Fraser von Balnain zwar schon zwei- oder dreimal begegnet, doch damals waren sie beide noch Jungen in den Highlands gewesen. Simon war ein paar Jahre jünger als er, und Jamies vage Erinnerungen an ein kleines, rundliches, fröhliches Kind, das mit einem viel zu langen Stock hinter den älteren Jungen her getrottet war, hatten nichts mit dem kräftigen Mann gemein, der sich jetzt in die Steigbügel stellte, unter lauten Rufen sein Schwert schwang und versuchte, seine durchgehenden Männer allein mit Hilfe seiner Präsenz zusammenzutrommeln.

Die Adjutanten drängten ihre Pferde um das seine, um ihn abzuschirmen, und es war deutlich zu sehen, dass sie ihn bedrängten, das Feld zu verlassen, doch er beachtete sie nicht. Jamie sah, wie sich ein weißes Gesicht dem Wald zuwandte und dann wieder fort – sie wussten wohl, dass der Wald voller Scharfschützen war, und versuchten, sich außer Schussweite zu halten.

»Da sind sie!« Es war Arnold, der seine kleine braune Stute achtlos durch das dichte Unterholz trieb, während sein Gesicht schadenfroh leuchtete. »Die Generäle!«, brüllte er, während er sich ebenfalls in die Steigbügel stellte und mit dem Arm winkte. »Schießt auf die Generäle, Jungs! Fünf Dollar für den, der mir diesen fetten Mistkerl in der Mitte aus dem Sattel schießt!«

Augenblicklich antwortete ihm zusammenhangloses Gewehrfeuer. Jamie sah, wie Daniel Morgan scharf den Kopf wandte und sein Blick bei Arnolds Worten zu brennen begann. Dann steuerte der Schütze auf den General zu, so schnell es seine rheumageplagten Glieder zuließen.

»Noch einmal! Versucht es noch einmal!« Arnold hieb sich mit der Faust auf den Oberschenkel, dann bemerkte er, dass Jamie ihn beobachtete. »Ihr da – schießt endlich auf ihn!«

Jamie hob sich achselzuckend das Gewehr an die Schulter und zielte absichtlich daneben. Der Wind hatte sich gedreht, und der Rauch des Schusses biss ihn in den Augen, doch er sah, wie einer der rangniederen Offiziere in Simons Nähe zusammenzuckte und sich mit der Hand an den Kopf fuhr. Dann drehte er sich im Sattel um und sah seinen Hut im Weizen davonrollen.

Er hätte am liebsten gelacht, obwohl sich sein Magen verknotete, als er begriff, dass er dem jungen Mann beinahe aus Versehen in den Kopf geschossen hätte. Der junge Mann – ja, er war jung, hochgewachsen und schlank – stellte sich in die Steigbügel und schüttelte die Faust zum Wald hinüber.

»Ihr schuldet mir einen Hut, Sir!«, rief er.

Arnolds schrilles Lachen hallte durchdringend im Wald wider, lauter als jeder Ruf, und die Männer in seiner Nähe kicherten wie die Krähen.

»Komm doch her, Bürschchen, dann kaufe ich dir zwei!«, rief Arnold zurück, dann zog er an den Zügeln seines unruhigen Pferdes und wandte sich wieder brüllend an die Scharfschützen. »Verdammt, Ihr Blinden, kann mir denn niemand diesen verflixten General in der Mitte erschießen?«

Ein oder zwei Schüsse knallten noch durch das Geäst, doch die meisten der Männer hatten inzwischen gesehen, dass Morgan knorrig und unbeirrbar wie ein zum Leben erwachter Baum auf Arnold zu stampfte, und das Feuer eingestellt.

Arnold musste ihn ebenfalls gesehen haben, doch er beachtete ihn nicht. Er riss eine Pistole aus seinem Gürtel und feuerte seitwärts vor sich her auf Fraser, ohne jedoch auch nur hoffen zu können, dass er auf diese Entfernung etwas treffen würde. Sein Pferd scheute beim Knall des Schusses mit angelegten Ohren. Morgan, der ihn jetzt fast erreicht hatte, war gezwungen, zurückzuweichen, um nicht zu Boden getrampelt zu werden; er stolperte und fiel der Länge nach hin.

Ohne eine Sekunde zu zögern, sprang Arnold vom Pferd und bückte sich, um dem älteren Mann auf die Beine zu helfen. Er entschuldigte sich mit absoluter Aufrichtigkeit – was Morgan, wie Jamie sah, jedoch nicht zu schätzen wusste. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn der alte Dan dem General ungeachtet seines Dienstranges – und seines Rheumas – einen Tritt in die Hoden versetzt hätte.

Die Stute des Generals war dazu ausgebildet, still zu stehen, doch Arnolds unerwarteter Schuss hatte ihr Angst gemacht; sie tänzelte nervös auf der Stelle; ihre Hufe trommelten im Laub, und rings um ihre Augen war das Weiße zu sehen.

Jamie packte ihre Zügel und zog ihre Nase zu sich herum, um ihr zur Ablenkung in die Nüstern zu pusten. Sie schnaubte und schüttelte den Kopf, hörte aber auf zu tänzeln. Er streichelte ihr den Hals und schnalzte mit der Zunge, und ihre Ohren richteten sich ein wenig auf. Er sah, dass seine Hand jetzt wieder blutete, doch es sickerte nur langsam durch den Verband – nicht wichtig. Über die Rundung des Pferdehalses hinweg konnte er Morgan sehen, der jetzt aufrecht stand und sich heftig dagegen wehrte, dass Arnold versuchte, ihm die Laubreste von den Kleidern zu klopfen.

»Ihr seid des Kommandos enthoben, Sir! Wie könnt Ihr Euch anmaßen, meinen Männern Befehle zu erteilen?«

»Ach, verdammte Machtspiele!«, sagte Arnold ungeduldig. »Ich bin ein General. Er ist ein General« – er wies mit dem Kopf auf den Reiter im Weizenfeld -, »und ich will ihn tot sehen. Hinterher haben wir noch genug Zeit für Politik – das hier ist ein Kampf, verdammt!« Jamie stieg plötzlich kräftiger Rumgeruch in die Nase, der sich süß und durchdringend unter die Gerüche nach Rauch und zertrampeltem Weizen mischte – wobei er wusste, dass Arnold in stocknüchternem Zustand so schlimm war wie andere im Delirium.

Der Wind wehte ihm jetzt in heißen Böen um die Ohren, die voller Rauch und verschiedener Geräusche waren: zur Linken das Knallen der Musketen, unterbrochen vom Donnern der Kanonen, dazwischen immer wieder Simon Frasers Rufe und die Versuche seiner Offiziere, die Hessen und Engländer zur Ordnung zu rufen, weiter entfernt das Aufstöhnen und die Schreie der Getroffenen, dort, wo die Hessen versuchten, General Enoch Poors Vorstoß zu durchbrechen.

General Ebenezer Learned und seine Kolonne setzten den Hessen von oben her zu; Jamie konnte das Gewimmel der grünen deutschen Uniformen sehen, die in einem Meer von Kontinentalen um die Oberhand kämpften, aber vom Rand des Feldes zurückgedrängt wurden. Einige versuchten auszuscheren und hielten auf General Fraser zu. Eine rasche Bewegung zog seinen Blick auf sich; der junge Mann, den er um seinen Hut gebracht hatte, galoppierte das Feld hinauf, dicht über den Hals seines Pferdes gebeugt, den Säbel gezogen.

Der General hatte sich ein Stück vom Wald entfernt. Für die meisten von Morgans Männern war er jetzt fast außer Schussweite – doch Jamies Position war günstig; er hatte ihn von hier aus genau im Visier. Er blickte zu Boden. Er hatte sein Gewehr fallen gelassen, als er nach dem Pferd griff, doch es war geladen; er hatte es nach seinem ersten Schuss automatisch nachgeladen. Er hatte die halb leere Patrone immer noch in der Hand, mit der er die Zügel hielt; der Rest würde eine Sekunde dauern.

»Sheas, a nighean«, murmelte er dem Pferd zu und holte tief Luft, um sich selbst zu beruhigen und das Pferd, und seine Hand pochte, weil sein Blut raste. »Cha chluinn thu an còrr a chuireas eagal ort«, sagte er leise. Du wirst nichts mehr hören, was dir Angst macht.

Eigentlich hatte er gar nicht bewusst darüber nachgedacht, als er Fraser absichtlich verfehlt hatte. Er hätte jeden anderen Mann auf diesem Feld getötet – nur nicht diesen einen. Dann fiel sein Blick auf den jungen Soldaten auf dem Pferd, dessen roter Rock inmitten des tosenden Meers aus Grün und Blau und Braun aufleuchtete, während er mit seinem Säbel um sich schlug, und er spürte, wie sein Mund zuckte. Nein, diesen dort auch nicht.

Es sah so aus, als hätte der junge Mann seinen Glückstag. Er hatte Learneds Kolonne im Galopp durchstoßen, weil ihn die meisten Kontinentalen gar nicht sahen, und diejenigen, die ihn sahen, waren entweder zu sehr in den Kampf verwickelt, oder sie konnten nicht auf ihn schießen, weil sie ihre Waffen schon abgefeuert hatten und jetzt die Bajonette aufpflanzten.

Geistesabwesend streichelte Jamie das Pferd und pfiff beim Hinsehen leise durch die Zähne. Der junge Offizier hatte die Hessen erreicht und sich bei einigen Männern Gehör verschafft. Jetzt kämpfte er sich erneut über das Feld, gefolgt von einem Strom dunkelgrüner Röcke – Hessen, die auf die sich schließende Lücke zutrabten, während Poors Männer von links angerannt kamen.

Dieses unterhaltsame Spektakel beschäftigte Jamie so sehr, dass er den Wortwechsel zwischen Dan Morgan und General Arnold gar nicht weiter mitbekam. Dann setzte ein Jubelruf aus luftiger Höhe beidem ein Ende.

»Himmel, ich hab ihn!«

Jamie blickte erschrocken auf und sah Tim Murphy grinsend im Geäst einer Eiche hocken, den Gewehrlauf bequem auf eine Astgabel gestützt. Jamie riss den Kopf herum und sah Simon Fraser zusammengesunken im Sattel schwanken, die Arme um den Körper geschlungen.

Auch Arnold stieß einen Jubelruf aus, und Morgan blickte zu Murphy auf und nickte ihm widerwillig, aber dennoch beifällig zu.

»Guter Schuss«, rief er.

Simon Fraser war dabei, vom Pferd zu fallen – einer seiner Adjutanten streckte die Arme nach ihm aus und rief um Hilfe, ein anderer führte sein Pferd hin und her, unentschlossen, wohin er gehen sollte, was er tun sollte. Jamie ballte die Faust, spürte, wie ihm der Schmerz durch die verletzte Hand fuhr, und hielt inne, die Hand flach auf dem Sattel. War Simon tot?

Er konnte es nicht sagen. Die Adjutanten hatten ihre Panik überwunden; zwei von ihnen ritten jetzt rechts und links dicht neben Simon her. Sie stützten die zusammengesackte Gestalt und kämpften darum, sie im Sattel zu halten, ohne den Jubel aus dem Wald zu beachten.

Er ließ den Blick über das Feld schweifen und suchte nach dem jungen Mann mit dem Säbel. Er konnte ihn nicht finden und spürte einen Stich der Traurigkeit – doch dann sah er ihn im Zweikampf mit einem berittenen Milizhauptmann. In einem solchen Kampf gab es keine Finesse; sein Verlauf wurde genauso von dem Pferd wie von dem Mann bestimmt, und während er die beiden beobachtete, wurden ihre Pferde durch die Masse der Fußsoldaten ringsum auseinandergedrängt. Der britische Offizier versuchte nicht, sein Pferd wieder auf den Gegner zuzutreiben; er hatte ein anderes Ziel im Sinn und drängte die kleine Kompanie von Hessen, die er vorhin aus dem Gedränge herausgelöst hatte, weiter. Dann wandte er sich zum Wald zurück und sah, was dort geschah – General Frasers Pferd, das jetzt vom Feld geführt wurde, die schwankende Gestalt des Generals ein roter Fleck vor dem Hintergrund aus zertrampeltem Weizen….

Auszug aus " Am Rande der Zeit" (unlektoriert)

Kapitulationen

Saratoga September 1777

…. Charles beobachte voller Sorge, wie mehr und mehr Amerikaner am Rand des Kornfeldes auftauchten und immer wieder kleine Rauchwölkchen in den Bäumen die versteckten Scharfschützen anzeigten. Wenn sie je eine Chance gehabt hatten, wie geplant die Amerikaner zu überraschen und in ihrem Rücken aufzutauchen, so war sie jetzt offensichtlich dahin.

Einige der Soldaten bemühten sich das reife Korn zu schneiden, denn sie brauchten es dringend. Kanadier und Indianer bewegten sich zwischen den Bäumen und Büschen in Richtung der amerikanischen Scharfschützen.

Besorgt registrierte Charles wie einer der Schnitter getroffen zu Boden ging.

»Vorwärts, vertreibt die Scharfschützen aus dem Wald!«, befahl Charles einer Gruppe Mohawk, die ihn verwirrt ansahen, da er sie in ihrer Muttersprache angesprochen hatte. Doch sie nickten pflichtbewusst, wohl hatten die Männer die ihm nah genug waren seine Tätowierungen gesehen.

Doch kaum waren sie verschwunden nahm die Unruhe auf dem Feld zu. Mit sorgenumwölkter Miene beobachtet Charles den Waldrand, wo er immer mehr Bewegungen wahrnahm. Nicht nur Morgans Scharfschützen, auch die blauen Uniformen der regulären Amerikaner konnte er ausmachen. Hier braute sich etwas zusammen mit dem Buorgoyne nicht gerechnet hatte. Die Kanadier und Indianer gerieten in ein heftiges Gefecht und Charles wusste, dass es jetzt ernst wurde, todernst. Er ließ die Männer Aufstellung nehmen und befahl den Unteroffizieren so lange wie möglich das Feld zu halten. Er ritt die Reihen entlang, verhinderte damit, dass einzelne Soldaten die Flucht ergriffen. Doch er präsentierte sich auch unübersehbar als führenden Offizier für die Scharfschützen, die keine Gelegenheit ausließen auf ihn zu schießen. Während er in Richtung seines Brigadiers Simon Fraser ritt, pfiffen mehrere Kugeln um ihn herum. Eine riss seinen Hut mitsamt der Perücke vom Kopf.

Ein Privat, vor dessen Füßen das ganze gelandet war, gab sie ihm wieder mit seinem seltsamen Gesichtsausdruck.

Gerade in diesem Moment traf ihn eine weitere Kugel. Charles spürte einen Schlag gegen seine Hüfte und Feuchtigkeit breitete sich auf seinem Oberschenkel aus.

»Sir, Ihr seid getroffen Sir…!«, entfuhr es dem Soldaten, der Charles Pferd festhielt, das nervös tänzelte.

Er tastete nach der Stelle, wo er offensichtlich getroffen worden war und stellte fest, dass es die Flasche mit seinem Herzmittel erwischt hatte, deren Inhalt nun seine helle Hose dekorierte.

»Nein nur meine Flasche …!«, murmelte Charles tonlos und trieb sein Pferd weiter, nachdem der Soldat die Zügel losgelassen hatte.

Ihre eigenen Kanonen hatten zu schießen begonnen und auch von amerikanischer Seite fegten Kugeln nun über das Feld.

Das trockenen Knallen der Musketenschüsse und Pulverdampf erschwerten allmählich eine wirkliche Orientierung, doch Charles nahm plötzlich etwas wahr, was ihn erstarren ließ. Brigadier Simon Fraser, der keine hundert Meter von ihm entfernt versuchte die Soldaten zu ordnen, die sich in einer gewissen Panik in Richtung der beiden Befestigungen zurückziehen wollten, sackte plötzlich im Sattel zusammen.

Zwei weitere Offiziere ritten schnell zu ihm um ihn zu stützen und nun wurden die Soldaten wirklich panisch. Zumal ein lautes Jubelgeschrei der Amerikaner zu hören war.

Charles erreichte ihn und er sah, dass der Mann einen Treffer in den Bauch erhalten hatte, den er schwerlich überleben würde. Mit schmerzverzerrtem Gesicht gab Simon Fraser jedoch Befehle und einer der Offiziere drängte ihn das Feld zu verlassen.

Schließlich wurde er auf Charles aufmerksam und winkte ihn zu sich. »Major MacDonald, sammelt die Kanadier und unterstützt Major Breymann…Ihr sprecht Deutsch…das kann helfen. Sie sollen sich zur Schanze zurückziehen und sie um jeden Preis halten!«, befahl er ihm und Charles nickte stumm. »Ich wünsche Euch mehr Glück, als ich es hatte…, betet für mich…«, fügte er noch hinzu, dann geleiteten ihn die beiden Offiziere in Richtung des Britischen Lagers.

Charles sah sich um und bemerkte, dass die Braunschweiger in heftige Kämpfe verstrickt waren, an ihrer rechten Flanke in Richtung Westen. Er hatte alle Mühe die Kanadier zu sammeln, die sich bereits zurückzogen. Er forderte sie auf umzukehren, doch das schien vollkommen umsonst zu sein. Nur einzelne folgte ihm in Richtung der Deutschen Truppen. Nach dem er sich kurz umgesehen hatte und dabei erneut von einem Scharfschützen attackiert wurde, der jedoch zu weit weg war um wirklichen Schaden anzurichten, galoppierte er in Richtung von Major Breymanns Truppen.

Hier waren die zuerst zurückweichenden Amerikaner in einen Gegenangriff übergegangen. Ein Reiter, ein ebenfalls ranghoher Offizier der Uniform nach, trieb die Männer vorwärts, ungeachtet des Feuers in das er geriet. Für Charles erschien das Beste zu sein sich in Richtung der Schanze zurückzuziehen, die in seiner Nähe war. Die Braunschweiger unter Major Breymann taten genau das, die Amerikaner dicht auf ihren Fersen.

Charles spurtete sein Pferd, um die sich in größter Eile in den Schutz der Schanze zurückziehenden Deutschen zu erreichen. Er geriet dabei ohne es zu wollen mitten hinein in eine Salve, der Amerikaner, die nun auch versuchten über die Seite anzugreifen, auf die er zuritt.

Wieder pfiffen die Kugeln um ihn herum, eine riss endgültig Hut und Perücke von seinem Kopf, streifte dabei sein Ohr, das heftig zu bluten begann. Eine weitere Kugel durchschlug seinen rechten Arm, so dass er den Zügel verlor und eine traf ihn in den Unterschenkel.

Doch Charles ließ sich nicht stoppen, galoppierte so schnell er konnte, sein Pferd nun mit der anderen Hand dirigierend in Richtung der linken Ecke der Schanze.

Doch er wurde ziemlich abrupt gestoppt. Das Pferd scheute auf einmal, stemmte sich mit den Vorderbeinen in den Boden und Charles, der nicht im geringsten darauf vorbereitet war, wurde über den Kopf des Tiers geschleudert, das offensichtlich getroffen worden war. Er flog in hohem Bogen in Richtung der provisorischen Spanischen Reiter aus Ästen, deren zugespitzten Enden er um Haaresbreite entging.

Charles prallte mit solcher Wucht gegen die Palisaden, dass er sofort bewusstlos wurde, nicht merkte, wie das Pferd in seine Richtung sprang, ihn mehrmals mit den Hufen traf und schließlich so dicht neben ihm zu Boden ging, dass er zwischen dem Holzverhau der Schanze und dem massigen Körper des Tieres eingeklemmt wurde.

Als Charles wieder zu sich kam, wusste er nicht wo er war. Sein ganzer Körper schmerzte dumpf und am meisten sein Kopf. Er lag bäuchlings auf dem Boden, fühlte nackte Erde und Steine an seiner rechten Wange. Sein rechtes Ohr tat weh und er konnte warme Flüssigkeit hier fühlen, offensichtlich blutete er.

Sein rechter Arm lag unter dem Körper und drückte ihm regelrecht die Luft ab, ganz zu schweigen von dem pochenden Schmerz hier. Der Linke war halb auf seinem Rücken verdreht, was ihn in einer recht hilflosen Position liegen ließ.

Doch bevor Charles weiter gefühlsmäßig seinen Körper nach Verletzungen absuchte, forderte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Er hatte bisher nichts von seiner Umgebung wahrgenommen. So wie er lag konnte er kaum etwas sehen, nur trockenes Gras und Erde, doch was er nun hörte ließ mit einem Schlag seine Erinnerung wiederkommen. Er hörte Geschrei und Musketenschüsse und zwar aus solcher Nähe, dass er wohl vor oder in der Schanze liegen musste.

Der ätzende Pulverdampf ließ seine Augen tränen und brannte in den Lungen. Doch nicht nur das ließ ihn verzweifelt nach Luft ringen. Das Geschrei um ihn herum wurde immer lauter, irgendetwas stieß an seinen Kopf und fiel schließlich auf ihn.

Während er nach Luft rang und verzweifelt versuchte seinen verletzten Arm unter dem Körper hervorzuziehen merkte er wie warme Flüssigkeit durch seine Jacke, die Weste und das Hemd lief. Offensichtlich lag ein Toter auf ihm.

Charles Panik nahm zu, da er nun merkte, dass sein rechtes Bein irgendwo eingeklemmt war, etwas Schweres lag darauf und so sehr er sich Mühe gab, er bekam es nicht frei. Die Atemnot ließ bunte schillernde Punkte vor seinen Augen tanzen und endlich gelang es ihm seinen Arm unter dem Körper hervorzuziehen, um festzustellen, dass er ihn nicht benutzen konnte. Doch es erleichterte ihm das Atmen.

Nachdem er sich eine Weile ausgeruht hatte und ängstlich den Geräuschen um ihn lauschte, die auf einen harten Kampf Mann gegen Mann schließen ließen, versuchte er durch kleine vorsichtige Positionsänderungen seinen linken Arm frei zu bekommen. Es dauerte eine unendlich lange Zeit, bis ihm das gelang.

Unter Aufbietung all seine Kräfte stemmte er sich ein Stück nach oben um so den leblosen Körper der auf ihm lag beiseite zu schieben. Doch das war zu viel für ihn. Erneut wurde er bewusstlos.

Als Charles wieder zu sich kam war es bereits dunkel. Der Kampflärm war abgeebbt, wenn man auch noch immer vereinzelt Musketen und Geschützfeuer hören konnte, doch aus größerer Entfernung. Seltsamerweise bemerkte er ein flackerndes Licht in der Nähe und registrierte mit zunehmender Panik, dass es irgendwo in seiner Nähe brannte. Rauch, dem Geruch nach brennenderes Holz wälzte sich mehrmals über den Platz an dem er lag und er betete, dass man nicht die Palisaden der Verschanzung in Brand gesetzt hatte. Doch er wusste, dass das Lager der Braunschweiger Truppen unmittelbar dahinter lag, offensichtlich brannte dieses gerade nieder.

Das bedeutete jedoch, dass er nun auf Feindesland lag und zum Gefangenen werden würde, sollte es ihm gelingen aus seiner misslichen Lage heraus zu kommen.

Doch Charles missliche Lage war weitaus bedenklicher, als die Tatsache ein Gefangener zu werden. Er war ein hoher Offizier und konnte sich sicher sein, gut behandelt zu werden. Doch sollte er länger als eine Nacht unter den im Oktober herrschenden Bedingungen liegen blieben, war es um ihn geschehen. Soweit Charles es bisher feststellen konnte, war er nicht schwer verletzt. Abgesehen von der Tatsache, dass er das Gefühl hatte verprügelt worden zu sein, was nicht weiter verwunderlich war nach solch einem Sturz von Pferd, schien er nicht schwer verwundet. Das hieß für ihn keine Verletzung am Rumpf zu haben, nur der rechte Unterarm, an dem er wohl einen glatten Durchschuss hatte und sein eingeklemmtes Bein, das sofort höllisch schmerzte, wenn er versuchte es zu bewegen.

Vorsichtig versuchte Charles sich ein wenig zu drehen. Nach links ging gar nicht, nach rechts nur bedingt, da ein massiger Körper, dem Fell nach sein totes Pferd, ihn behinderte. Es blieb ihm nichts weiter übrig als darauf zu warten, das wie üblich die Leute die den Marsch der Truppen begleiteten, Soldatenfrauen oder Markenterinnen, ganz abgesehen von gewöhnlichen Plünderern das Schlachtfeld nach Gefallenen und Verwundeten absuchten am nächsten Morgen. Eine verdammt lange und gefährliche Zeit. Doch bei der herrschenden Dunkelheit würde sich niemand auf das Schlachtfeld trauen.

Charles tastete nach seinen Waffen, die er trug. Seine geladene Pistole war irgendwo am Sattel des Pferdes und damit verloren. Lediglich sein Säbel war ihm geblieben und nur unter großen Schmerzen und Mühen gelang es ihm die Waffe aus der Scheide zu ziehen und so neben sich zu legen, dass er sich im Notfall damit verteidigen konnte.

Trotz der unbequemen Lage, schlief Charles irgendwann ein, als sich die Nacht endgültig wie ein schwarzes Tuch über das Schlachtfeld mit seinen Toten, Sterbenden und Verwundeten legte. In das Stöhnen, Wimmern und Weinen mischten sich andere Töne. Ein langes Heulen vom Waldrand her kündigte den ersten Besucher an, dessen Beute die Toten waren…Wölfe.

Während in der Ferne die Feuer der beiden Lager brannten und sie ängstigten, begannen die ersten an der Schanze der Braunschweiger ihre grausige Mahlzeit. Knurren und das Knacken von Knochen war zu hören.

Die heraufziehende Kälte der Nacht weckte Charles recht unsanft. Seine Zähne schlugen klappern aufeinander und er wusste nicht wie er das stoppen konnte.

Er lauschte in die tintenschwarze Finsternis und etwas beunruhigte ihn. In das Wimmern und Stöhnen mischten sich Laute, die er anfänglich nicht einordnen konnte. Erst als es ganz nah bei ihm zu hören war, wurde ihm mit einem klar, mit welcher Gefahr er jetzt zu kämpfen hatte.

Das Knurren, das er hörte und das andauernde Schmatzen, ganz zu schweigen von dem Geruch nach Fäkalien und sehr stark nach Verwesung sagten ihm, dass sich Wölfe am Kadaver seines Pferdes zu schaffen machten. Ein schriller Schrei ganz in seiner Nähe machte ihm klar, dass nicht nur Pferdefleisch auf ihrem Speiseplan stand.

Charles umklammerte seinen Säbel und lauschte den Geräuschen, die immer schauriger wurden. Er verfluchte die pechschwarze Dunkelheit, die ihn so hilflos machte. Trotzdem kam der Angriff vollkommen unerwartet.

Er wurde mit einem Mal an seinem verwundeten Arm gepackt. Zwar erwischte der Wolf beim ersten zupacken nur den Stoff der Jacke, doch allein schon die heftige Bewegung ließ ihn laut aufschreien, was allerdings dann noch mehr von den Bestien auf den Plan rief. Einer sprang auf seinen Rücken und versuchte ihn in den Nacken zu beißen und ein anderer zerrte an den Schößen seines Uniformrockes.

Charles ließ einen schaurigen Kriegsschrei der Mohawk ertönen und begann mit dem Säbel blindlings um sich zu schlagen. Ein aufjaulen und winseln, ganz in seiner Nähe bestätigte ihn, dass er einen gewissen Erfolg hatte. Aber nur für eine kurze Zeit.

Es erschöpfte ihn fürchterlich sich jedes Mal halb auf die Seite zu zwängen und mit links den Säbel zu halten und die Wölfe hatten das offensichtlich gemerkt. Einer packte plötzlich seinen linken Arm, so dass ihm der Säbel aus der Hand fiel und biss sich fest.

Obwohl der Schmerz ihn fast ohnmächtig werden ließ, tastete er mit seinem verletzten rechten Arm nach der Waffe, während er mit der linken den Wolf abzuwehren versuchte, der es nun auf seine Kehle abgesehen hatte.

Als Charles den Säbel endlich gefunden hatte, packte er ihn unter Aufbietung all seiner Kräfte und stieß ihn dem Wolf in den Leib. Der jaulte auf und erschlaffte.

Damit war fürs erste Ruhe um ihn herum, besonders nachdem er den leblosen Kadaver in Richtung des Toten Pferdes geschoben und mühevoll seine Waffe wieder herausgezogen hatte. Dem Schreien nach um ihn herum, hatten andere nicht so viel Glück. Doch auch Charles hatte dieser Kampf viel Kraft gekostete. Seine Unterarme schmerzten und er dämmerte langsam wieder in eine Art Halbschlaf.

Endlich wurde es hell und dichter Nebel trieb über das Schlachtfeld oberhalb des Hudson Rivers. Nur vereinzelt hörte man noch das Jammern der Verwundeten. Die Nacht hatte ihren Zoll gefordert und den Rest hatten die Wölfe erledigt, die sich nun zurückgezogen hatten.

Charles, der vor sich hindämmerte hörte in seinem zunehmend verwirrten Zustand plötzlich eine Frauenstimme.

‚Annie…‘, schoss es ihm plötzlich in den Kopf und ein seltsames Gefühl bemächtigte sich seiner. Es war als höre er ihre Stimme, höre er sie sagen: ‚Keine Angst Charles…alles wird gut, hab keine Angst…‘ Er fühlte ihre Hände, die ihn abtasteten und seufzte. Jetzt war er in Sicherheit….

Doch mitnichten. Die Hände die Charles abtasteten waren nicht mitfühlend, ganz im Gegenteil. Er wurde grob durchsucht, seine Taschen umgekrempelt, sein Sporran, den er am Gürtel trug, abgerissen. Der nicht wertvoll erscheinende Inhalt flatterte vor seinem Gesicht im frischen Wind des Oktobermorgens davon. Der Brief seines Sohnes aus Sainte Emilie, einer seines Bruders. Die Miniatur seiner Tochter Isobell fiel auf den Boden und eine schmutzige Hand grabschte danach.

Charles war noch immer vollkommen benommen und es kostete ihn einige Überwindung, sich zu bewegen und mit aller Kraft die Hand festzuhalten, die wie er nun sah, zu einer überaus zerlumpten, schmutzstarrenden Frau undefinierbaren Alters gehörte.

Die kreischte auf und versuchte sich loszureißen, was ihr schließlich auch gelang.

Doch bevor Charles sich weiter wehren konnte, packte die Frau einen Stein und schmetterte ihn an seine Stirn.

Grelle Blitze flackerten vor seinen Augen auf, ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn gefolgt von Dunkelheit.

Als er wieder zu sich kam war er erschrocken und blinzelte verwirrt in die gleisende Helligkeit, die ihm höllische Kopfschmerzen bereitete. Durst quälte ihn und er fühlte die Oktobersonne, die heiß auf seinen Rücken schien und seine Qualen zu verdoppeln schien.

Der Geruch nach Fäkalien und Verwesung war überstark geworden und Fliegen summte um ihn herum, liefen ihm über das blutüberströmte Gesicht, krochen ihm in Nase und Ohr.

Stimmen näherten sich und Charles tastete unter Aufbietung all seiner Kräfte nach dem Säbel, der vor seinem Kopf lag, blutverschmiert und ebenfalls von Fliegen bedeckt, die ärgerlich summend aufflogen. Das Summen nahm zu je näher die Stimmen kamen.

»Mein Gott Sam, hier sieht es aus wie im Schlachthaus…hier finden wir keinen Verwundeten mehr. Die Wölfe haben ganze Arbeit geleistet!«, hörte Charles die Stimme eines jungen Mannes, die ihm seltsam bekannt vorkam.

»Aber einem hat es offensichtlich den Appetit verdorben…Sieh dir den Brocken an… den hat einer aufgespießt…!«, kam die Erwiderung ganz aus einer Nähe.

»Caleb…hier liegt ein Offizier der Briten…ein hoher Rang den Epauletten nach…was meinst du?«

Charles spürte wie ihn erneut Jemand abtaste und ganz bewusst nach seiner Halsberge suchte. Er umklammerte seinen Säbel und fuhr herum. Um Haaresbreite verfehlte er das Gesicht eines jungen Mannes, der Kleidung nach einer von Morgans Rifflemen, der erschrocken zurückwich.

Doch mit einem Mal spürte er das kalte Eisen eines Gewehrlaufes an seiner Stirn.

»Knall ihn ab Caleb, dann können wir uns die Mühe sparen ihn aus der Ferne abschießen zu müssen!«, kam es von dem, den Charles mit der Waffe attackiert hatte.

»Nein Sam, das wäre gegen jede Regel…er ist verwundet…«, der Gewehrlauf wurde zurückgenommen und der Schotte sank mit einem Seufzer zurück in seine unbequeme Lage, ließ den Säbel los.

Charles fühlte wie er erneut angetastet wurde, wie ihm jemand mit einem Tuch über die Stirn wischte…einem feuchten Tuch.

»Wasser…, bitte…Wasser…«, brachte er nur heißer heraus.

Der Zweite Amerikaner versuchte ihn langsam auf den Rücken zu drehen, nicht ahnend welche Qualen er Charles bereitete, der vor Schmerzen aufschrie.

»Warte, warte Caleb…dreh ihn nicht weiter. Sein rechtes Bein ist unter dem Pferdekadaver eingeklemmt!«, kam nun eine Warnung von besagtem Sam, der kein anderer war als Alans Kamerad Samuel Falls.

Die beiden mühten sich das Pferd ein Stück von Charles wegzudrücken, der verzweifelt und unter heftigsten Schmerzen versuchte sein Bein darunter hervorzuziehen. Es gelang erst nach mehreren Versuchen.

»Nennt mir Euren Namen und Euren Rang Sir!«, forderte Caleb Ashley, dessen Stimme Charles so bekannt vorgekommen war, ihn schließlich auf.

»Major Charles MacDonald… Fünfundzwanzigstes Regiment… Adjutant von Brigadier Simon Fraser…«, antwortete er ihm stockend aber mit fester Stimme, nachdem der Junge ihm vorsichtig etwas mit Essig versetztes Wasser eingeflößt hatte.

»MacDonald...Seid Ihr aus Quebec Sir?«, fragte Caleb plötzlich mit einem seltsamen Klang in der Stimme.

»Ja, Junge…ich bin Alan Stewarts Stiefvater…wir haben uns kurz gesehen in Sainte Emilie…«, antwortete Charles, noch immer stockend, da ihn der Schmerz in seinem rechten Unterschenkel fast keinen klaren Gedanken finden ließ.

»Alans Stiefvater…! Der schottische Captain aus Quebec?«, entfuhr es Sam und er starrte den Mann ungläubig an.

»Ja Sam, der schottische Captain…wie es aussieht nun Major. Geh und suche Jemanden der uns eine Trage bringt. Wir müssen ihn ins Hospital bringen. Granny Gates wird sicher nicht undankbar für diesen Gefangenen sein «, erwiderte Caleb darauf und gab Charles erneut seine Wasserflasche.

Es dauerte geraume Zeit, bis Sam mit zwei weiteren jungen Männern wiederkam, die eine Trage zusammenzimmerten und ihn ins Hospital der Amerikaner brachten. Ein langer, Mühevoller Weg, den Charles halb ohnmächtig zubrachte.